Einmal Fichtelgebirge, immer Fichtelgebirge: „Schwarzer Peter“ in Selb

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Der Bahnhof in Selb ist Tradition pur: 1913 nach den Plänen von Professor Fritz Klee erbaut, thront es auf dem Bahnhofplatz und begeistert mit seiner großen Treppe und den ionischen Kolossalsäulen Fans von außergewöhnlicher Architektur. Nach der Einstellung des Güterverkehrs im Jahr 1996 stand das Gebäude leer – bis der Schwarze Peter kam und ihm neues Leben einhauchte, mit einem ebenfalls traditionellen Gewerbe: einem Café mit eigener Rösterei. Eine köstliche Geschichte.

Einmal Regensburg und zurück

„Zwölf Jahre war ich weg, in Regensburg“, erzählt Peter, der als Fotograf und Marketingspezialist tätig war. „Ich fühlte mich da wohl, keine Frage, schöne Stadt, tolle Möglichkeiten. Doch mit Frau und zwei Kindern kam dann irgendwann die Erkenntnis: Im Fichtelgebirge habe ich mehr vom Leben.“ Niedrigere Lebenshaltungskosten und eine höhere Lebensqualität führt Peter als Gründe für seine Rückkehr an. Ein kleines Häuschen hat er sich mit seiner Frau gekauft, „in Regensburg wäre eine Null mehr dran gewesen“, sagt er ehrlich und stellt fest, dass er den Schwarzen Peter dort nicht so einfach so hätte aufbauen können.

Aber es gibt noch weitere, emotionale Beweggründe für die Rückkehr: Peter ist ein Heimatmensch und hat hier einen großen Freundeskreis– von denen einer nach dem anderen ebenfalls zurückkommt. Denn im Fichtelgebirge hat man einfach alles, was man braucht. Als Familienvater muss man nicht mehr jeden Abend in die Kneipe, dafür fällt man aus der Tür und ist im Grünen, und das obwohl man in der Stadt wohnt.

Aus Hobby mach Beruf

In seine alten Berufe wollte Peter nicht mehr zurück. Schon in Regensburg hat er in einer Rösterei gearbeitet und das Handwerk von der Pieke auf gelernt. „Sowas gab es hier noch nicht, also habe ich gedacht: Das mache ich jetzt.“ Bereits 2018 fing Peter an, die Rösterei mit dem Café zu planen. Als Auftakt richtete er erst einmal einen Onlineshop ein, der Kaffee dafür wird noch in Regensburg bei Peters altem Arbeitgeber geröstet. Sobald der Bahnhof fertig ist, werden die edlen Bohnen in Selb geröstet, und zwar nicht nur für den Shop oder das Café, sondern auch für andere regionale Kaffeeanbieter – wer den Kaffee in seinem Gastronomiebetrieb oder Geschäft verkaufen will, kann sie über Peter direkt beziehen.

Freie Zeit in der Natur

Was macht Peter in der Freizeit? „Das hier“, lacht er und zieht mit dem Arm einen Kreis in dem Raum, in dem die Röstmaschine ihren Platz findet. Das sei ja auch seine Freizeit und seine Möglichkeit, Freiheit auszuleben. Außerdem geht Peter sehr gerne Fahrradfahren, was im Fichtelgebirge natürlich hervorragend möglich ist.

Nach einem Besuch im eigenen Café führt Peter Besucher von außerhalb direkt in die Natur – und in die vielen tollen Gaststätten. „Hier tut sich enorm was. Die Gastronomie wacht auf, die Leute wachen auf, wie aus einem Dornröschen-Schlaf. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir so viel mehr haben als Porzellan, man braucht sich nur umzusehen und das dann tatsächlich auch herausstellen. Da helfen Kampagnen wie Freiraum für Macher natürlich enorm.“

Das Fichtelgebirge, offen für alle

Und die Fichtelgebirgler selbst? „Wir sind ein offenes Völkchen, wir feiern gerne und nehmen auch Zugereiste problemlos auf“, sagt Peter. Das Franken-Klischee könnte man also positiv gesehen nicht ganz erfüllen. Und das Netzwerken begeistert ihn immer wieder aufs Neue, auch, aber nicht nur im Rahmen von „Freiraum für Macher“: Hier kennen sich alle, ein Konkurrenzdenken sei nicht da, sondern man unterstütze sich gegenseitig.

Peter hofft, dass das Fichtelgebirge mit den vielen tollen Menschen hier bekannter wird und wirklich ganz erwacht, was mit der Freiraum-Kampagne schon wirklich gut gelinge. Nur überrannt dürfe es nicht werden, dann würde die Region ihren Charme verlieren, gibt er zu bedenken. „Doch grundsätzlich müssen wir sichtbarer werden und mehr Leute anlocken, ob als Bürger oder Touristen. Das hat das Fichtelgebirge einfach verdient“.