LAG: Porzellangeschichte neu erleben in Selb

23.05.2017

Das Fichtelgebirge ist wie kaum eine andere Region geprägt von der Geschichte des Porzellans – das sogenannte „weiße Gold“. Noch heute schlägt hier und in der angrenzenden Oberpfalz das Herz der europäischen und deutschen Porzellanindustrie. Das Zentrum ist Selb, das zu Recht den Titel als europäische Hauptstadt des Porzellans trägt: In der Blütezeit der Porzellanindustrie produzierten hier Hutschenreuther, Rosenthal und Heinrich fast die Hälfte der deutschen Porzellanwaren.

Mit dem Projekt „Roter Faden – Porzellangeschichte erleben“ wird das Thema Porzellan als regional prägendes Thema aufgegriffen und in der Porzellanstadt Selb lokal erlebbar gemacht.

Porzellanindustrie prägte städtische Wirtschafts- und Kulturleben Selbs

Die Porzellanindustrie hat das städtische Wirtschafts- und Kulturleben Selbs über Generationen geprägt. Kein Wunder also, dass die Spuren des weißen Goldes auch heute noch überall im Stadtbild zu finden sind. Porzellanbrunnen, Zwiebelmuster-Bank, Porzellangässchen, ein Stadtplan aus Porzellan und ein Porzellan-Wandbild mit der Stadtgeschichte. Vom außergewöhnlichen Umgang mit Porzellan zeugen auch das Vasarely-Relief im städtischen Hallenbad und die größte Kaffeekanne der Welt, die 60.000 Tassen Kaffee fassen würde. In Selb findet sich zudem in der früheren Rosenthal Porzellanfabrik das Porzellanikon – staatliches Museum für Porzellan, wo faszinierende Einblicke in die Historie der Porzellanindustrie und das Leben der Porzellanarbeiter geboten werden.

Die großen Marken und kleinere Manufakturen sind mit Werksverkäufen in Selb vertreten. Alljährlicher Höhepunkt ist Europas größter Porzellanflohmarkt, der am ersten Augustwochenende zum Fest der Porzelliner tausende Besucher nach Selb lockt. Auch während der „Wochen des weißen Goldes“, bei denen Aussteller Porzellantrends und Tischkreationen im Rosenthal-Theater präsentieren, zeigt Selb sein Gesicht als Stadt des Porzellans.

Der „Rote Faden“ soll die porzellanbezogenen Sehenswürdigkeiten der Stadt Selb als Rundgang miteinander verbinden und erlebbar machen. An den einzelnen Stationen werden Granitsäulen errichtet, an denen Tafeln aus Porzellan mit Informationen angebracht werden. Da sich die Schwerpunkte des Rundgangs vor allem in der Innenstadt befinden, werden weitere wichtige Stationen der Porzellangeschichte über einen Exkurs erschlossen. Wie zum Beispiel die künstlerisch gestalteten Fassaden der Firma Rosenthal (Hundertwasser, Regenbogenfassade von Otto Piene, Morandini-Spiegelhaus). Begleitend wird eine Broschüre erstellt. Um den „Roten Faden“ auch für das internationale Publikum, das die Porzellanstadt Selb anzieht, erlebbar zu machen, wird diese in Englisch, Französisch und Tschechisch übersetzt und veröffentlicht. Weitere detailliertere Informationen zu den einzelnen Stationen, sollen über einen QR Code auf der Homepage der Stadt Selb abrufbar sein.

Konzept „Roter Faden“

Das Konzept „Roter Faden“ wurde durch einen Kreis ehrenamtlich engagierter Bürgerinnen und Bürger aus Selb in Abstimmung mit der Stadtverwaltung erarbeitet. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 20.138,72 Euro. Hiervon sollen 10.153,98 Euro aus LEADER gefördert werden. Die Stadt Selb trägt 9.984,74 Euro der Kosten.

Das Projekt wurde in der Sitzung des LAG-Entscheidergremiums am 9.11.2016 vorgestellt, beraten und zum Umlaufbeschluss zugelassen. Die Abstimmung im Umlaufbeschluss fand zwischen dem 14.05. und dem 22.05.2017 statt. Alle Mitglieder des LAG-Entscheidungsgremiums haben entsprechende Informationen zur Entscheidung per Mail zugesandt bekommen, um nach Durchsicht und Bewertung schriftlich abzustimmen. Im Vorfeld wurde ein Mitglied des Entscheidergremiums wegen Beteiligung am Projekt von der Abstimmung ausgeschlossen. 16 (von 16) stimmberechtigten Mitgliedern haben sich an der Abstimmung beteiligt. Davon 10 aus dem Bereich der Wirtschafts- und Sozialpartner (62,5 %). Das LAG-Entscheidergremium stimmte einstimmig für eine Empfehlung des Projekts zur LEADER-Förderung aus dem Einzelprojekte-Budget der LAG.